Ruepp, Hans (Johann) Christoph von

Freiherr, Herr zu Falkenstein am Inn Bayerischer Generalkriegskommissar und Oberst zu Fuß

Autor: Keita Saito


Lebensdaten

* 9. Oktober 1587 München †17. Juli 1652 München

Konfession

katholisch

Familie, Jugend und Ausbildung

  • Eltern: Paulus von Ruepp (*1552†1612), Innerer Rat von München, und Sophia von Donnersberg (*1558†1631)
  • Ehefrauen:
    • 8. Februar 1634 Gertraud Theresia Buchwald (†25. August 1638)
    • 13. Januar 1641 Anna Justina Knöringen (†6. April 1641)
    • 3. Februar 1642 Maria Jakobe Thum von Neuburg (†1660)
  • Kinder:
    • Mit 1): Johanna Sophia Theresia (*1635)
    • Mit 3): Max Franz (*1643†1715); Johann Albrecht (*1645); Maria Renata Theresia (*1643†1712)

Über Ruepps Leben vor seinem Kriegsdienst in der bayerisch-ligistischen Armee ist wenig bekannt. Geboren im Oktober 1587, begann er seine ersten Studien in München und besuchte ferner die Landesuniversität Ingolstadt. Welches Fach er allerdings wählte und ob er seine Studien mit einem akademischen Grad abschloss, ist nicht bekannt. Hierauf folgte eine Reise nach Frankreich, wo er drei Jahre verweilte und vermutlich französische Sprachkenntnisse erwarb. Angesichts der Tatsache, dass Französisch für einen großen Teil der Kommandeure der bayerisch-ligistischen Armee – unter anderen Generalleutnant Johann Tserclaes von Tilly – die Muttersprache war, dürfte Ruepps Erfahrung in Frankreich ein Vorteil für seine spätere Karriere gewesen sein. Nach seiner Rückkehr nach München reiste er noch vor 1617 in die Steiermark, seine einzelnen Tätigkeiten zu dieser Zeit sind jedoch unbekannt.

Militärische Laufbahn

Ruepps bekannte militärische Karriere begann 1621 im Alter von 34 Jahren. Anfang dieses Jahres wurde er durch Maximilian I. von Bayern zum Kriegskommissar ernannt und nach Böhmen beordert. Seine Aufgabe war es, dort eine seit einem Jahr nicht mehr stattgefundene Musterung und Abrechnung der Regimenter durchzuführen, wofür neben ihm mindestens sieben weitere neue Kommissare angestellt wurden. Nachdem Ruepp die Einführungsphase erfolgreich absolviert hatte, wurde er bereits Ende 1621 zu einem „zum Generalkriegskommissariat verordneten Kommissar“, 1622 dann zum Hofkammer- und Kriegsrat sowie „Assistanzrat“ ernannt. Seitdem spielte er im Hauptquartier bei verschiedenen Aufgaben, wie Berichterstattung, Musterung, Soldauszahlung und Quartierausteilung, eine große Rolle, obwohl ihm die wirkliche Stelle eines Rates erst 1628 und der ordentliche Titel eines Generalkriegskommissars 1633 verliehen wurden. Außerdem wurde Ruepp 1631 zum Kämmerer und Oberst ernannt und stellte im nächsten Jahr ein Regiment zu Fuß auf. Mittlerweile war Ruepp auch mit politisch-diplomatischen Aufgaben betraut. 1629 etwa wurde er als einer der kaiserlichen Subdelegierten zu den Friedensverhandlungen in Lübeck mit Dänemark und noch im selben Jahr zum Mergentheimer Ligatag entsandt, als Stellvertreter von Tilly. Außerdem beteiligte er sich als bayerischer Gesandter an mehreren Verhandlungen mit den Kaiserlichen über die gemeinsame Kriegführung. In der Karriere Ruepps stellt die Mitte der 1630er Jahre einen Wendepunkt dar. Seit 1633 bat Ruepp nämlich den bayerischen Herzog und ligistischen Kriegsherrn um Entlassung, die 1635 gewährt wurde. Zu dieser Zeit war Maximilian seinerseits mit dem Dienst Ruepps nicht mehr zufrieden; schon seit 1634 wurden wegen der vermeintlich schlechten Amtsführung mehrere Anklagen gegen den Generalkommissar erhoben, die 1636 in einen großen Prozess mündeten. Nachdem Ruepp 1638 freigesprochen worden war, trat er sodann 1639 auf Wunsch Ferdinands III. in den kaiserlichen Dienst ein. Seine Stellen dort waren Generalkriegskommissar-Leutnant und Oberst. Nachdem Ruepp jedoch schon 1640 nach München zurückgekehrt war, wurde er von Maximilian zum Direktor des Kriegsrates ernannt, womit er an der Spitze der bayerischen Kriegsverwaltung stand. Des Weiteren erhielt er 1643 die Stelle eines Leibgardehauptmanns zu Fuß, die als ein Ehrenamt galt. Trotz der Prozesse in den vergangenen Jahren scheint also das Vertrauen Maximilians in Ruepp nicht verloren gewesen zu sein. Dementsprechend beschäftigte sich Ruepp seit seiner Rückkehr nach Bayern wieder mit verschiedenen logistischen Aufgaben wie Proviantierung und Quartierausteilung sowohl in der Residenzstadt als auch am Kriegsschauplatz. Darüber hinaus war er 1643 und 1644 Mitglied der bayerischen Gesandtschaft an den Kaiserhof nach Wien, was darauf hinweist, dass er trotz seines Austritts aus dem kaiserlichen Dienst nach nur kurzer Zeit weiterhin ein gutes Verhältnis zum Kaiser besaß. Am Ende seiner langen Karriere befasste sich Ruepp mit der Abdankung der bayerischen Armee nach dem Westfälischen Frieden.

Netzwerke

Seinen vielfältigen Aktivitäten entsprechend, verfügte Ruepp über ein weitreichendes Netzwerk. Die wichtigsten Fürsprecher am bayerischen Hof waren der Oberstkanzler Joachim von Donnersberg und der Hofkammerpräsident Johann von Mändl, mit denen Ruepp verwandtschaftlich verbunden war. Aus den privaten Korrespondenzen Ruepps ist ferner eine vertrauensvolle Beziehung zu dem Geheimen Rat Paul Andreas von Wolkenstein abzulesen. Die Genannten informierten den im Feld agierenden Generalkommissar über die Stimmung am Hof und über den Verlauf der verschiedenen Verrichtungen, fungierten aber auch als Vertreter Ruepps in der Residenzstadt. Vor allem in den 1630er Jahren, als sich das Verhältnis Ruepps zu Maximilian verschlechterte, übernahmen sie eine Schutzfunktion. Ansonsten galt allerdings der bayerische Landesherr selbst als einer der wichtigsten Gönner Ruepps, der dessen schnelle Karriere ermöglichte und mit diesem nicht nur durch den Kriegsdienst, sondern auch durch persönliche Beziehungen wie die Patenschaft für dessen Kinder verbunden war. Ebenso wie am Hof verfügte Ruepp im Heer über eine Reihe von Generälen und Offizieren, die als seine Fürsprecher galten. Die wichtigste Figur unter ihnen war ohne Zweifel Tilly, der Feldherr der bayerisch-ligistischen Armee. Aus den überlieferten Korrespondenzen zwischen den beiden und auch aus der Tatsache, dass Ruepp 1632 am Sterbebett Tillys anwesend sein durfte, ist eine enge Verbindung abzulesen, die wahrscheinlich durch Freundschaft geprägt war. Dies galt auch für Ruepps Verhältnis zu Oberst Werner von Tilly, dem adoptierten Sohn des Generalleutnants, der ebenfalls dessen Sterbestunde beiwohnte. Bei den Prozessen in den 1630er Jahren nannte Ruepp den jüngeren Tilly als Zeugen, um zu beweisen, welches Vertrauen der Generalleutnant in ihn gesetzt hatte. Unter den hohen Offizieren hatte Ruepp ansonsten mit Ott Heinrich von Fugger und Jost Maximilian von Gronsfeld enge Beziehungen, die den Rahmen des Kriegsgeschäfts überschritten. So spielte ein Sohn Fuggers eine zeremonielle Rolle bei der Beerdigung der zweiten Frau Ruepps und übernahm sodann bei der dritten Hochzeit Ruepps das Amt des Brautführers. Die Untersuchungen und Prozesse gegen Ruepp weisen aber auch darauf hin, dass sein weitgestrecktes Beziehungsgeflecht Misstrauen verursachen konnte. Hierbei ging es vor allem um seine Position gegenüber den Kaiserlichen, die für seinen Kriegsherrn, Maximilian I. von Bayern, zugleich Verbündete und Konkurrenten in der Reichspolitik darstellten. So wurde das vermeintlich zu enge Verhältnis Ruepps zu den kaiserlichen Generälen – nicht zuletzt Johann von Aldringen und Matthias Gallas – in diesem Zusammenhang problematisiert. Zwar behauptete Ruepp ständig, dass sein Kontakt mit ihnen rein geschäftlicher Natur war, aber es ist wahrscheinlich vor dem Hintergrund dieser Verbindungen zu verstehen, dass später, als Ruepp 1639 in die kaiserlichen Armee aufgenommen wurde, Gallas ihr Oberbefehlshaber war. Darüber hinaus wirkte Werner von Tilly, der mittlerweile seinen Dienstherrn gewechselt hatte, nun bei Gallas als kaiserlicher Generalkommissar. Im kaiserlichen Lager können nicht zuletzt Ferdinand II. und Ferdinand III. selbst als die bedeutsamsten Gönner Ruepps gelten. Sie förderten durch Besitzverleihung und Standeserhebung zum Freiherrn maßgeblich dessen sozialen Aufstieg. Dazu trugen vor allem Ruepps Leistungen als Generalkommissar bei der Belagerung Magdeburgs von 1631 bei.

Militärische Engagements, Feldzüge und Schlachtenbeteiligungen

In seiner langen Dienstzeit beteiligte sich Ruepp an zahlreichen Operationen und Kampfhandlungen. Obwohl der Generalkommissar hauptsächlich im administrativen Bereich tätig war, war die Grenze zwischen dem Verwalter und dem Militär nicht immer deutlich, zumal Ruepp seit 1632 auch Regimentsinhaber war. So wurde dem Generalkommissar zusammen mit Fugger, der damals als Generalzeugmeister das bayerische Kontingent unter dem kaiserlichen Feldmarschall Aldringen führte, das Scheitern der Operation im Herbst 1633 zugeschrieben. Ruepp verteidigte sich dagegen mit dem Hinweis, dass er lediglich Generalkommissar und Oberst war und daher kein Oberkommando besaß. Obwohl seine Einwände in diesem Fall Zustimmung fanden, besaß Ruepp als Truppenführer anscheinend keinen guten Ruf. Hierfür bietet ein weiterer Prozess wegen der gescheiterten Belagerung von Heidelberg im Winter 1634 ein Beispiel: Als die bayerischen Mannschaften einmal in die Stadt eindrangen, aber durch den französischen Entsatz überfallen wurden, ließ Ruepp nach den Angaben der Untersuchungskommission sein Regiment im Stich. Dies habe, so die Kommission, die Unordnung in der Armee befördert und sei eine der Ursachen der Niederlage gewesen. Obwohl in folgender Zeit keine konkrete Strafe gegen ihn verhängt wurde, überließ Ruepp seinem Oberstleutnant das Regiment, als er im Frühling 1635 aus dem Kriegsdienst austrat.

Kriegsunternehmerische Tätigkeit

Dass Ruepp gleichzeitig als Generalkommissar und Oberst fungierte, machte seine Position zwiespältig. Einerseits musste er als fürstlicher Stellvertreter die kriegsunternehmerischen Aktivitäten der Obersten überwachen und die Interessen des Kriegsherrn bewahren. Andererseits besaß er dadurch selbst als Oberst einen großen Spielraum, die Macht des Oberaufsehers zu missbrauchen. Eben darum ging es bei den nicht wenigen Anklagepunkten der gegen Ruepp angestrengten Prozesse. Die Untersuchungskommission von 1635 berichtete beispielsweise, Ruepp lasse die Kontributionsgelder nur sich übergeben und reiche diese nur zu einem Teil an die anderen Kommandeure weiter. Des Weiteren bevorzuge er bei der Quartierverteilung seine eigene Mannschaft und seine Partei, wodurch er Reibungen unter den Offzieren verursache. In seinen Verteidigungsschriften wies Ruepp solche Anklagen fast immer pauschal zurück und wurde am Ende aus Mangel an Beweisen frei gesprochen. Trotzdem zeigt allein der Verlauf der Prozesse deutlich, welchen Spielraum die Zeitgenossen beim Generalkommissar sahen. Wegen seiner weitreichenden Verfügungsgewalt in der Verwaltung und Versorgung kam dieser leicht in Verdacht, seinem eigenen Interesse zu folgen, umso mehr, als Ruepp ein eigenes Regiment besaß.


Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Kurbayern – Äußeres Archiv und Dreißigjähriger Krieg, Akten

Staatsarchiv München: Hofmark Brannenburg

Literatur

Dachauer, Sebastian: Geschichte der Freiherren und Grafen von Ruepp auf Falkenstein, Bachhausen, Merlbach und Aschheim, in: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 6 (1845), S. 113-138, 279-304, 307-322.

Damboer, August: Die Krise des Söldner-Kapitalismus in Bayern unter Kurfürst Maximilian I. insbesondere in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Eine soziologische Studie, München 1921.

Kapser, Cordula: Die bayerische Kriegsorganisation in der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges 1635-1648/49 (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte 25), Münster 1997.

Löffler, Bernhard: Das Kommissarwesen in der Frühen Neuzeit. Staatstheoretische Grundlagen, verwaltungshistorische Interpretationen, politische Praxis (im bayerisch-ligistischen Heer während des Dreißigjährigen Krieges), in: Bernhard Löffler/Karsten Ruppert (Hg.), Religiöse Prägung und politische Ordnung in der Neuzeit. Festschrift für Winfried Becker zum 65. Geburtstag, Köln u.a. 2006, S. 137-167.

Saito, Keita: Das Kriegskommissariat der bayerisch-ligistischen Armee während des Dreißigjährigen Krieges, Phil. Diss., Universität Potsdam 2015 (erscheint 2017 im Druck).

Portraits

Ein Familienporträt in der Pfarrkirche zu Flintsbach zeigt Ruepp mit seinen Kindern und drei Frauen in kniender und betender Stellung

Links

Michael Kaiser: Eine Karriere im Krieg: Hans Christoph von Ruepp (https://dkblog.hypotheses.org/938).

GND

136958842


Empfohlene Zitierweise: Keita Saito: Ruepp, Hans Christoph von [2017]. In: Lexikon der Heerführer und hohen Offiziere des Dreißigjährigen Krieges, hg. von Markus Meumann (Online-Ressource; URL: https://thirty-years-war-online.projekte.thulb.uni-jena.de/prosopographie/personenlexikon/ruepp-hans-christoph [Datum des Aufrufs in eckigen Klammern]).