Die Aufzeichnungen und Träume eines Verlierers: Christian II. von Anhalt und seine Diarien

Ronald G. Asch

 

1. Ein Fürst und sein Tagebuch

Christian II. von Anhalt-Bernburg (1599-1656) gehört nicht unbedingt zu den prominenten Akteuren der Epoche des Dreißigjährigen Krieges. Auch wenn man auf andere Reichsfürsten blickt, die aus mindermächtigen Dynastien oder aus den Nebenlinien altetablierter Häuser stammten, gibt es nicht wenige, die deutlich bekannter sind als er. Man denke an Bernhard von Weimar (1604-1639)[1] oder an Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken (1622-1660), der als Karl X. Schweden ab 1654 regierte, nachdem er zuvor die schwedischen Truppen im Reich in der Endphase des Krieges kommandiert hatte. Christian II. hingegen hatte zwar zu Anfang des Krieges in der Schlacht am Weißen Berg (1620) gegen die katholischen Truppen gekämpft und war dabei in Gefangenschaft geraten, erhielt aber später trotz intensiver Bemühungen nie wieder ein Offizierspatent, weder vom Kaiser noch von anderen Kriegsherren, etwa dem polnischen König. Christian war also nach 1620 vor allem ein Beobachter des Geschehens und seiner Epoche, keiner, der das Geschehen handelnd maßgeblich mitgestaltete. 

Die Bedeutung der Anhaltiner als Dynastie während des Krieges darf allerdings nicht unterschätzt werden. Der Vater des Tagebuchautors, Christian I. (1568-1630), spielte in den Jahren vor 1620 auf protestantischer Seite eine ganz entscheidende Rolle.[2] Er kann als eigentlicher Architekt der pfälzischen Thronkandidatur gelten, die aus dem 1618 ausgebrochenen Konflikt in Böhmen erst einen deutschen und am Ende einen gesamteuropäischen Krieg werden ließ, denn er hatte schon lange vor 1618 Kontakte zu führenden böhmischen Adligen aufgenommen.[3] Die böhmische Thronkandidatur erwies sich dann freilich als gewaltige Fehlkalkulation, und Christian I. musste froh sein, nach einigen Jahren des Exils im Herzogtum Schleswig, außerhalb der Grenzen des Reiches, vom Kaiser dennoch begnadigt zu werden. 

Aber auch nach der Katastrophe von 1620 spielte das Haus Anhalt im protestantischen Lager immer noch eine wichtige Rolle, wenn auch nicht mehr primär machtpolitisch. Die Anhaltiner waren zentral daran beteiligt, in Gestalt der Fruchtbringenden Gesellschaft ein Forum für einen Kulturpatriotismus neuer Art zu schaffen. Neben den Ernestinern war das Haus Anhalt mehr als jede andere fürstliche Dynastie in der Fruchtbringenden Gesellschaft, die lange Zeit unter der Leitung Ludwigs von Anhalt-Köthen stand, aktiv. Inwieweit die Fruchtbringer auch ein genuin politisches Programm verfolgten, das sich gegen den Kaiser und die katholischen Fürsten richtete, ist zwar umstritten, aber dass sie einen Beitrag zum Reichspatriotismus leisteten, der vor allem ab 1635, dem Datum des Prager Friedens, praktische Bedeutung erlangte, ist kaum zu bezweifeln.[4] Ludwig von Anhalt amtierte überdies zeitweilig als Statthalter der von den Schweden besetzten Hochstifte Magdeburg und Halberstadt, setzte also ab 1631 für einige Jahre anders als sein Neffe ganz auf die schwedische Karte.[5]

Ein solches Amt strebte Christian II. nie an, und auch die ersehnte kaiserliche Bestallung als Obrist erlangte er, wie gesagt, nie. Er selbst sah sich in späteren Jahren zunehmend als gescheitert an, weil er ein untätiges Leben in der Provinz führen musste, wenn er nicht gerade auf Reisen war. Es liegt nahe zu vermuten, dass ein Motiv für seine fast schon obsessive Angewohnheit, in seinem Tagebuch nicht nur Rechenschaft über das Kriegsgeschehen und die politischen Entwicklungen abzulegen, sondern auch seine persönlichen Befindlichkeiten und Emotionen bis hin zu seinen Träumen zu dokumentieren, auch eine Form der Suche nach einer angemessenen sozialen Rolle und nach der eigenen Identität war. In jedem Fall schuf er auf diese Weise einen Text, der wohl zu den wertvollsten Ego-Dokumenten aus dieser Epoche gehört, in vielem fast konkurrenzlos in der Fülle des Materials, das er bietet.[6] Wo findet man im frühen 17. Jahrhundert schon einen Autor, der seitenweise seine Träume niederschreibt? Vergleichbar sind im deutschsprachigen Raum in dieser Hinsicht vielleicht am ehesten noch die Tagebücher Sigmunds von Birken (1626-1681) aus den Jahren 1660-1676, die an die 50 Träume dokumentieren, aber eben erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges einsetzen.[7]

Aber der Wert der Quelle liegt auch darin, dass Christian als Reichsfürst unmittelbaren Zugang zu Zentren des politischen Geschehens besaß. Am kaiserlichen Hof war er ebenso ein gern gesehener Gast wie am Hof der Winterkönigin, und seine zahlreichen Reisen führten ihn nicht nur nach Wien und in die Niederlande, sondern auch nach Italien und nach Polen. Und wo immer er sich aufhielt, notierte er sorgfältig seine Gespräche mit seinen Konversationspartnern, zu denen etwa der kaiserliche Beichtvater Wilhelm Lamormaini (1670-1648) oder der alte Kardinal Klesl (1552-1630), aber auch ein türkischer Gesandter oder böhmische Exulanten wie Radislaw Kinsky[8] in den Niederlanden gehörten.

 

2. Politische Loyalitäten und Konfessionelle Orientierung

Ein durchgehendes Thema des Tagebuchs ist Christians politische und konfessionelle Selbstverortung. Anders als Ludwig von Anhalt-Köthen, sein Onkel, hätte er niemals eine schwedische Bestallung angenommen, denn nachdem ihn der Kaiser 1622 endgültig begnadigt hatte, zeichnete er sich politisch durch eine prononcierte Kaisertreue aus. Diese Loyalität stand allerdings in einem deutlichen Spannungsverhältnis zu seinem reformierten Glauben. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass ihm sein religiöses Bekenntnis dann am Ende doch nicht gar so wichtig war, und es gab in der Tat auch Zeitgenossen, die annahmen, er stehe an der Schwelle der Konversion zum Katholizismus.[9] Damit wäre Christian II. dann ein fast ideales Beispiel für konfessionelle Indifferenz oder zumindest Ambiguität, die angeblich, wie uns manche neuere Forschungen belehren, im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert dominierte.[10] Aber das wäre zu einfach. Richtig ist, dass Christian die Idee des Religionskrieges strikt ablehnte. So notierte er im Januar 1634:[11] 

„Nota Bene: Arma primitivæ Ecclesiæ, waren lachrymæ & preces[12], itzt gehets anderst daher, da man die religion will mit dem schwert verfechten, undt eben daßelbige an den Papisten improbirt [missbilligt].“[13]

Das Bündnis mit Schweden, zu dem er sich dann unter Druck seiner Verwandten 1631 doch bequemen musste, hatte er deshalb auch von Anfang an mit größter Skepsis gesehen, auch weil er den Reichsfürsten kein Widerstandsrecht gegen den Kaiser zuerkannte oder jedenfalls nicht in diesem Fall: 

„Evangelium non tollit politias. Crimen læse maiestatis, Kayser noch nicht abgesetzt, per maiora Electorum. Schutzherr. Lehenseydt bedencklich. Date Cæsari, quæ sunt Cæsaris.[14] Ob schon modus executionis [die Form der Umsetzung] des Edicts[15] möchte uberschritten sein, so wehre es doch noch nicht an dem, daß man drumb den Kaiser mit dem schwert verfolgen sollte, sondern durch ordentliche mittel procediren [dagegen vorgehen].“[16]

Zu dieser Einstellung passt es, dass Christian nach der Schlacht bei Breitenfeld anders als seine Verwandten im Fürstentum Anhalt keinen regelrechten Dankgottesdienst für diesen großen Sieg der protestantischen Sache abhalten ließ, oder, wie er notierte:

„Man hat wollen haben, es sollte eine dancksagung, in allen kirchen geschehen, daß Gott einem evangelischen könig sieg verliehen wieder seine feinde, vndt die Babilonische Hure[17]et cetera. Ich habe es aber verboten, (ob es schon die andern Herren insonderheit Fürst Ludwig[18]undt Fürst Johann Casimir[19] stargk gerahten) in meinen kirchen, undt befohlen, man sollte (wie braüchlich,) Gott dancken, daß er seine Kirche bißanhero, so gnediglich erhalten, undt undter so vielen kriegsempörungen beschirmet.“[20]

Solche Gesten der Distanzierung vom schwedischen König, gegen den Christian offenbar eine starke Abneigung empfand (die freilich unter den protestantischen Reichsfürsten gar nicht so selten gewesen sein dürfte), wie andere Passagen des Tagebuchs zeigen, waren möglich, aber im Übrigen hatte sich Christian 1631 beugen müssen und in die schwedische Allianz eingewilligt. Nach dem Tode Gustav Adolfs erwachten die alten Bedenken jedoch wieder. So notierte er in seinem Tagebuch: 

„Unter dem schein des Evangelischen wesens müste man keine privatalliancen noch interesse suchen, sondern des gantzen Reichs undt Teutschen Vaterlandts bestes in achtnehmen, auch sub specie religionis [unter dem Schein der Religion] nicht omnia iura divina & humana pervertiren,[21] noch einige mehrere enpörungen undt blutvergießen anrichten undt fomentiren helfen; beati pacifici. Pacifica consilia weren die besten.“[22]

Dennoch sah es Christian als seine Aufgabe an, für das Evangelium einzustehen und zu kämpfen, nur eben nicht mit dem Schwert in der Hand und gegen den Kaiser. Mit Entsetzen vermerkte er 1649, dass Friedrich Casimir von Ortenburg (1591-1659) wegen seiner Schulden endgültig auf den Versuch verzichten musste, die verpfändete Grafschaft Ortenburg – eine protestantische Insel im katholischen Bayern – auszulösen und sie damit der Gegenreformation überließ. Sein Kommentar dazu war bezeichnend:

„Er ist wol eyverig in der Reformirten Religion erzogen undt unß eyfrig biß dahin zugethan gewesen. Waß ihn aber, zu solcher verenderung bewegen können, sich undt die seinigen zu abbandoniren, undt dem Antichrist zu undtergeben, ist die weltliche eytelkeit, hoheit, wollust, reichthumb, undt zärtligkeit ohne zweifel gewesen. Wo bleibet die standthaftigkeit, undt der heldenmuth der voreltern? Wo bleibet die stargke christliche glaubensresolution, umb Christi willen zu leyden? Undt alles zu verlaßen? Ja vor koht undt unflat diß irdische alles gegen den himmlischen schätzen zu achten?“[23]

Für Anhalt selbst war der Gedanke an eine mögliche Konversion bei aller Kaisertreue ein wirklicher Albtraum, wie er 1637 notierte:

„Seltzame somnia de peccato in Spiritum Sanctum[24] so ich begangen, indem ich mich auch noch durch die Päbstischen undt Jesuiten zur meße wieder meinen willen zu gehen, undt mit gar schwehrem gewißen, durch sophistische unwiedertreibliche argumenten (dem schein nach) bereden laßen, darüber der Kayser sich so hoch erfreẅet hette, daß er gesagt, nun wollte er gern undt frölich sterben, daß er dieses glück an mir erlebet hette. Ich war aber darnach froh, daß es nur ein trawm gewesen, undt daß ich auß solcher erschrecklichen gewißensangst, in etwas erlediget wardt.“[25]

Am Ende blieb Christian seinem reformierten Glauben treu, und in düsteren Stunden tröstete er sich damit, dass die Glaubenstreue des Hauses Anhalt seine eigentliche Bestimmung sei. Zwar sei die Dynastie im Westfälischen Frieden leer ausgegangen, aber dafür würden die Askanier in einer besseren Welt belohnt werden. Oder wie es seine Schwester Dorothea Bathilde (1617-1656) formulierte: 

„Nostre famille & mayson d'Anhalt, ne devoit nüllement croistre davantage en biens terriens, ainçois demeürer basse comme elle est, […] afin d'aymer plüs, le ciel que la terre.”[26]

 

3. Krieg und Gewalt

Als Reichsfürst war Christian II. lange Zeit persönlich vor den schlimmsten Auswüchsen des Krieges und seinen Gewaltexzessen geschützt. Das galt zumindest für die 1620er Jahre, die Anfangsphase des Krieges. Spätestens seit Mitte der 1630er Jahre kam es jedoch auch im Fürstentum Anhalt und den benachbarten Territorien zu einer gänzlichen Entgrenzung der Gewalt. Einen Tiefpunkt in seinen persönliche Kriegserfahrungen stellt die Erstürmung des Schlosses Bernburg durch sächsisch-kaiserliche Truppen nach dem Prager Frieden dar. Im März 1636 rückten diese Truppen gegen Bernburg vor und verlangten von der kleinen schwedischen Garnison, die auf dem Schloss verblieben war, die Kapitulation, da ihre Lage ohnehin aussichtslos sei. Aber der schwedische Kommandant, ein Hauptmann Müller, der aus Kronach stammte, weigerte sich u. a. mit der Begründung, er befürchte, er werde vor ein schwedisches Kriegsgericht gestellt werden, wenn er gegen seine Ordre ohne Kampf kapituliere. Schließlich wurde das Schloss erstürmt und Christian und seine Familie gerieten dabei selbst in Lebensgefahr, zumal einige der kaiserlichen Offiziere wenig Rücksicht auf sie nahmen. Besonders taten sich dabei ein Offizier irischer Herkunft, ein gewisser William Gall de Burgo (um 1590-1655),[27] und sein Bruder hervor. Christian trug dies William Gall noch bei späterer Gelegenheit, als er ihm wieder begegnete, nach.[28] In seinem Tagebuch notierte Anhalt dazu: 

„Ins gemach, kam auch undter andern, ein kayserlicher Officirer, des Obersten Gall sein bruder,[29] ein Irrländer, mit grimmigem gesicht, undt bloßem degen, auf mich zu, sagte er wollte weder hohes oder niedriges standes schonen, meine leüte hetten auß den fenstern mit gezogenen röhren [Schusswaffen], ihnen mehr schaden gethan, alß die Schwedischen, denen hielte ers beßer zu gut, weil sie ihrem Herren gedient. […]. Er acquiescirte [beruhigte sich] zwar ein wenig, aber hernachmalß wollte er Stammern[30] niedermachen, wie er ihn verwundet sahe, meinte erst, er wehre ein schwedischer soldat.“[31] 

Später wurde Christian während einer Reise von Marodeuren sogar ausgeraubt und die Ringe wurden ihm von den Räubern von den Fingern gezogen.[32] Bezeichnend, wenn auch nicht ganz einfach zu deuten und zu bewerten, ist auch ein Vorfall aus dem Jahr 1648, als der Krieg seinem Ende entgegenging: Im April 1648 berichtet Christian vom Fall eines Soldaten, der Selbstmord beging, indem er sich in die Saale stürzte. Der Tod löste Gerüchte aus, die den Selbstmord darauf zurückführten, dass der Soldat unter Gewissensnot litt. Im Krieg habe er Zivilisten, darunter auch Frauen, zu Tode gefoltert oder verstümmelt. Sein Wunsch, bei einem Geistlichen Trost zu finden, sei zurückgewiesen worden, da habe er sich in den Tod gestürzt: 

„Der soldat, so sich gestern erträngkt, sol ein gefangener Bayerländer sein. Man gibt ihm schuldt, er solle sich dem Bösen Feindt[33] auf 13jahr ergeben, undt seine zeit, gestern vmb gewesen sein. […] Wehre darauf, zu vnserm Superintendenten Platone[34] gegangen, […]. Da hette er zu ihm gesagt: Die andern soldaten vexierten [quälten] ihn so jämmerlich, undt er hette etwaß auf dem hertzen, so ihn sehr beißen thäte. Der Superintendent alß ein stiller frommer alter Mann, (welcher die soldaten abhorriret [verabscheut]) hette es nicht verstanden, sondern gesagt, er möchte hingehen, undt es seinem Rit[t]meister klagen […]. Darauf wie der soldat keinen andern trost haben undt finden können, ist er auß verzweifelung, zum waßer gegangen, undt hat sich hinein præcipitiret [gestürzt], […] undt alß er im waßer schon gewesen, hat er sich, nicht der Mutter Mariæ, noch den hülflosen Heyligen, sondern Gott dem Herren, seine Seele befohlen, hette gerne hülfe gehabt, aber umbsonst, undt allzuspähte. Gott genade ihm!“[35]

Etwas später notiert Christian dann: 

„Heüte ist der casus [Fall], so sich am Samstag mit dem ertrungkenen soldaten begeben, etwas mitius [milder] referiret worden, wiewol enormia scelera [außerordentliche Verbrechen] darbey vorgelaufen sein sollen, nemlich also: Das der soldat, zum Superintendenten kommen, undt in seiner angst, ihm erzehlet: Er köndte keine ruhe, weder tag, noch nacht haben, weil er einmahl eine alte fraw, in einen bagkofen gestegkt, undt sie darinnen verbrennen laßen, item: Vielen weibern die brüste abgebrennet undt abgeschnitten, undt dergleichen unthaten verübet, die ihme daß hertz beschwehrten. Der Superintendens hette ihn darauf, zur erkendtligkeit, reẅ, undt leid seiner sünden, wie auch zur wahren buße vermahnet.“[36]

Allerdings leugnete der Superintendent diese Zusammenhänge später und behauptete, der Soldat sei nur zu ihm gekommen, weil er von seinen Kameraden gequält worden sei, und habe sich aus diesem Grund auch umgebracht. Der wahre Sachverhalt lässt sich in diesem Fall nicht aufklären. Die Geschichte zeigt aber in jedem Fall, wie sehr gegen Ende des Krieges die täglichen Exzesse und Grausamkeiten die seelische Gesundheit von Soldaten wie Zivilisten gleichermaßen untergraben hatten.

 

4. Träume, Traumata und Emotionen

Christians Diarien verdanken ihren einzigartigen Charakter nicht zuletzt dem Umstand, dass der Autor sie immer wieder dazu nutzt, eigene Träume niederzuschreiben.[37] Er selbst macht in diesen Träumen keineswegs immer eine gute Figur, namentlich dann, wenn in ihnen sein verstorbener Vater erscheint, eine Figur, deren Präsenz faktisch sein ganzes Leben überschattet. In seinen letzten Lebensjahren sah Christian I. offenbar manche der ehrgeizigen Pläne seines Sohnes – zu denen die Idee gehörte, an der Spitze eines von den Habsburgern finanzierten Heeres den französischen Hugenotten zu Hilfe zu kommen – offenbar recht skeptisch.[38]

Auch nach dem Tode seines Vaters fürchtete Christian II., in dessen Augen als Versager dazustehen. Bezeichnend ist hier ein Traum aus dem Jahre 1638, in dem ihm Christian I. in eigener Person erscheint:

„Ein somnium [Traum] gehabt, wie Herr Vater Seliger[39] so einen schönen discourß mit mir gehalten, von seinem gantzen leben, thun undt wandel, nebst tugendthaften lehren undt vermah[n]ungen, welche wol behaltens werth gewesen wehren. Erlach, der Marschalck[40] wehre auch nicht ferne darvon gestanden. Endtlich hett ich auch meines lebenslauf erzehlen müßen, insonderheit wie ich mich von ann [16]35 bis [16]37 comportirt [verhalten], da hette Herr Vater zweymahl außgespien, undt pfuy, pfuy, gesaget, darüber erschrack ich, undt wachte auf.[41] 

Für sein Selbstbild noch bezeichnender ist ein anderer Traum, in dem er sich an der Ostseeküste, wohl bei den Verwandten seiner Gattin in Sonderburg, sieht. Der Schwager Christians, Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (1595-1671), lädt ihn ein, an einem Kampfspiel mit Kriegsschiffen auf dem stürmischen Meer teilzunehmen. An der gespielten Seeschlacht nehmen im Traum auch die Könige von Dänemark und England sowie weitere Monarchen und Fürsten mit ihren Schiffen Teil. Christian aber ist das zu gefährlich, er bleibt an Land bei den Damen und sieht zu. Er muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, ein Spielverderber zu sein und nicht genug Mut zu haben; ein für einen Adligen ehrenrühriger Vorwurf. Das weist er im Traum empört zurück: Er habe ja schließlich in der Schlacht am Weißen Berg beinahe den Tod gefunden, oder wie er es formuliert:[42] 

„Wie bitte? Was? Was bildet Ihr Euch ein? Habe ich nicht ausreichend Mut in der berühmten Schlacht von Prag bewiesen, bei der ich alle Pflichten eines galanten Edelmannes erfüllte (über mein Alter, meine Kräfte und meine so schwache und kranke Verfassung, in der ich war, hinaus) und mich ganz allein inmitten von 500 feindlichen Reitern geschlagen habe, im Glauben, getötet werden zu müssen […]? Habe ich nicht lange Zeit davor im Krieg von Savoyen getan, was ich musste, mit guter Reputation, dann im Krieg in Deutschland vor dem Einzug in Böhmen? Und seither zu unterschiedlichen Gelegenheiten? Was bildet Ihr Euch ein, von der Schwäche meiner Tugenden und Leistungen?“ 

Allerdings tritt ihm dann ein französischer Adliger gegenüber, der ihm dienen will, und macht ihm klar, wie prekär seine Situation ist: 

„Aber ist dies wirklich möglich, ist dies also möglich? Dass Euer Talent und Eure so außerordentliche Tapferkeit in all den Jahren verkümmern konnten, ohne sich zu beweisen und wie begraben […]  sein konnten, zu einem häuslichen und einsamen Leben wie das eines Eremiten [verdammt], oder aber auf Reisen mit drei oder vier Leuten, unbekannt, was keinen Glanz hat.“[43]

Auch die Träume, die am kaiserlichen Hof, an dem Christian häufig präsent war, oder generell in der Umgebung des Kaisers spielen, tragen oft einen ambivalenten Charakter, das zeigt beispielhaft ein Traum aus dem Jahr 1634, in dem Anhalt genötigt wird, vor dem Kaiser und den Kurfürsten zu tanzen, aber statt normaler Schuhe nur Pantoffeln anhat, was ihm außerordentlich peinlich ist.[44] Bei einer anderen Gelegenheit träumt Christian, er kniee vor dem Kaiser, könne aber seine gefalteten Hände nicht mehr auseinanderbringen, so als ob er einen Krampf habe, was der Kaiser mit Missvergnügen betrachtet: „Der Kayser, hette mißtraẅisch gelächelt, undt gemeinet, ich stelte mich nur also krangk ahn, alß wann ich contract wehre.“[45] Das „hönische außlachen“ der kaiserlichen Kammerherren machte die Situation nicht besser.[46] Wenig erfreulich ist auch ein Traum, in dem Anhalt in der kaiserlichen Schlafkammer neben dem Bett des Kaisers schläft – was an sich eine Auszeichnung für enge Vertraute war –, aber er muss sich sein eigenes Lager mit einem anderen Kammerherren teilen, einem riesigen Herrn von Kinsky, der ihm kaum Platz zum Schlafen im Bett lässt.[47] 

Noch schlimmer ist ein wahrer Albtraum, in dem Christian mit der Kaiserin Eleonora Gonzaga (1598-1655) schläft, die ihm freilich zu seinen Qualitäten als Liebhaber ihre Glückwünsche ausspricht.[48] Solche Träume sind natürlich schwer zu deuten, zeigen aber vielleicht eher die Sehnsucht nach einer möglichst engen, gewissermaßen intimen Bindung an das Kaiserhaus und nicht unbedingt ein erotisches Begehren, das sich auf die etwa gleichaltrige Kaiserin richtete, obwohl auch dies nicht auszuschließen ist.

Von fast traumatischen Ängsten belastet ist bisweilen auch das Verhältnis zu den eigenen Verwandten. Am 30. Dezember 1635 notiert Christian einen Traum, in dem er von seinen Vettern über vier Wochen auf dem Dachboden seines eigenen Hauses gefangen gehalten wird. Einmal gelingt ihm zwar die Flucht, aber rasch wird er wieder eingefangen, und erneut eingesperrt, eine unwürdige Situation.[49]

Was die Deutung seiner Träume betrifft, war sich Christian selbst oft sehr unsicher, obwohl er auch Bücher zur Traumdeutung konsultierte. So träumte ihm im Mai 1635 in einem Wirtshaus in Wien, zwei Engel würden über ihn wachen, während er vor einem großen Baum stand, an den die Engel mit Ketten gebunden waren. Am Baum war über Anhalts Haupt ein Zettel mit der Aufschrift „il custodito“ [„der Bewachte/Beschützte“] angeschlagen, und die Umstehenden priesen ihn mit Worten wie „O felice principe, che gli angeli custodiscono.“[50] Christian zergrübelte sich noch Jahre später den Kopf, was dieser Traum bedeuten möge. Stand der Baum für den Kaiser, dem er Treue geschworen hatte, oder eher für Religion und wahren Glauben oder doch die brüderliche Eintracht unter den Fürsten des Hauses Anhalt? Als eine andere Möglichkeit erwog Christian, dass der Baum metaphorisch für ein Schiff oder eine Flotte stehen könne. In einer späteren Anmerkung fügte er hinzu, er sei sich sicher, dass der Traum „göttlich“ gewesen sei, sich aber erst 1649 im Kontext eines venezianischen Seesiegs über die Osmanen erfüllt habe. Damals habe sich auch ihm und seinen Söhnen die Aussicht auf ein großes Glück geboten, aber er habe es nicht verstanden, diese Chance zu ergreifen, und auch deshalb sei sein geliebter Sohn Erdmann Gideon (geb. 1632) im Frühjahr 1649 gestorben.[51]

Todesfälle in der eigenen Familie erschüttern Christian generell tief und geben einen Einblick in seine emotionale Verfassung. Sicher ist auch hier bei der Bewertung eine gewisse Vorsicht geboten. Was auf den ersten Blick authentisch wirkt, kann zum Teil auch, selbst in einem Tagebuch, Niederschlag konventioneller Gefühlsformeln, kulturell vorgeprägter „emotives“ sein.[52] Es würde sich dann um emotionale „Bausätze“ handeln, zu denen das Individuum Zuflucht nimmt, um eine Krise zu bewältigen, ohne dass die so ausgedrückten Gefühle in jeder Hinsicht als spezifisch persönlich und individuell gelten können. Dennoch kann kein Zweifel an der engen Bindung des Fürsten an seine Söhne – die Töchter nehmen einen etwas weniger prominenten Platz ein und standen wohl auch der Mutter deutlich näher, deren lutherische Konfession sie anders als die Söhne meist übernahmen – bestehen. 

Zum Tod seine ältesten Sohnes Erdmann Gideon, der am 4. April 1649 (a. St.) verstarb, notiert er:

„Ach! du sehlige liebe sehle, ach! Möchtestu noch bey mir sein! Ach hette ich dich, der ich dich, durch Gottes gnade, so weit gebracht, undt zu einem solchen feinen jüngling, undt kindt Gottes, erzogen, noch länger, in dieser welt, bey mir, wüntzschen mögen? Du hettest können unß ein stab undt trost, im alter sein, du hettest können, die rechtglaübige Kirche, beschützen, forthpflantzen, undt vermehren, du hettest können helfen, viel kinder Gottes, zusammenbringen! […] Ach des lieben hertzens, welches mein hertz quehlet! Kinder, gehen ja recht von hertzen, undt kommen wieder zu hertzen! Gott wolle mir doch, nach seiner gnadenreichen barmhertzigkeit, auch noch die erhalten, undt die sterbedrüse von diesem unglügksehligem hause abnehmen!“[53]

Eine solche Trauer über den Tod des Sohnes und prospektiven Erben überrascht freilich per se nicht. Erstaunlicher ist schon der Anteil, den Christian am Schicksal mancher Tiere nimmt, nicht nur an dem seines Lieblingspferdes, des „Türklein“, das fern von Bernburg als Ackergaul ein elendes Ende findet,[54] sondern auch an dem eines simplen Ochsen. „Dieses fromme vernünftige thier“ hatte den Fürsten, so zumindest schildert Christian es, mit seinem „Brummeln“ als seinen „Nothelfer“ angefleht, nicht zur Schlachtbank geführt zu werden, aber Christian hatte ihm nicht geholfen, das belastete sein Gewissen schwer. 

„Ich kan nicht aufhören, zu bereẅen, undt schmertzlich zu entpfinden, den todt, des unschuldigen ochßen, den ich vergangenen winter, ohne noht, auß antrieb diebischer, undt verlogener böser menschen, dahin gegeben, undt zur schlachtbangk lifern laßen, wieder meinen willen, undt beßer wißen gleichsam.“[55]

Die Schicksalsschläge, die ihn im Folgenden ereilen, sieht er sogar zum Teil als Strafe für diese Sünde an:

„Es kahm mir auch vor, in deme ich in mir stritte, ich solte ihn erhalten, würde mir großen segen, in der oeconomy undt viehzucht, nicht allein bringen, sondern auch in bergwergken, goldt undt silber, auch schätze zu graben, et cetera. Ich kan, undt mag nicht alles aufschreiben, wie die engel mich persuadiren [überzeugen] wollen, zur sanftmuht, undt lenitet [Sanftheit], hingegen ohne zweifel die bösen geister, mich zur grawsamkeit, stupiditet [Dummheit], undt leichtglaübigkeit, mir zum schaden, undt hertzeleidt bewogen, undt dadurch, umb die internam virtutem magicam, et magneticam naturalem,[56] so ich biß dato gehabt, menschen undt thiere, oft ohne meine gedangken, an mich zu ziehen, sehr gebracht, undt den dienst der creaturen mir geschwächt, wie ich augenscheinlich befunden! Gott wolle mich wieder aufrichten! Stärgken! Mich undt die meynigen, vor unglügk bewahren!“[57]

Bemerkenswert ist hier, dass sich Christian eine Art magische Herrschaft über Tiere zuschreibt, die Fähigkeit, sie fast „magnetisch“ lenken zu können, die zugleich ein Unterpfand seiner Macht und seines Glückes in weltlichen Dingen ist, eine Gabe, die er durch seine Gleichgültigkeit gegenüber der leidenden Kreatur unnötig aufs Spiel gesetzt hat.

Die wenigen hier genannten Textstellen mögen reichen, um einen Eindruck von den Diarien Christians von Anhalt zu vermitteln. Es dürfte jedenfalls wenige Menschen dieser Epoche geben, deren Kriegserfahrungen und deren Wahrnehmung des Zeitgeschehens, aber auch deren seelische Bedrängnis und deren Ängste so detailreich und in solcher Tiefenschärfe in Ego-Dokumenten dokumentiert sind wie die Christians von Anhalt.

Die Tagebücher Chistians II. werden derzeit in einer Kooperation zwischen der Herzog August Bilbiothek Wolfenbüttel und der Universität Freiburg digital ediert. Wir hoffen, die Edition bis zum November 2025 termingerecht abschließen zu können. 

 


[1] Vgl. jetzt Astrid Ackermann, Herzog Bernhard von Weimar. Militärunternehmer und politischer Stratege im Dreißigjährigen Krieg, Berlin/Boston 2023.

[2] Klaus Deinet, Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), Stuttgart 2020.

[3] Deinet, Christian I., S. 116, 182; Václav Bůžek, Die politische Rolle der Residenz Peter Woks von Rosenberg in Třeboň/ Wittingau zur Zeit des Bruderzwists, in: Ders. (Hrsg.), Ein Bruderzwist im Hause Habsburg (1608-1611), České Budějovice (Budweis) 2010, S. 307-330, bes. S. 317 und 324. Siehe ferner Jana Hubková, Friedrichs V. von der Pfalz Ansichten auf den Böhmischen Ständeaufstand und seine Motivation zur Annahme der böhmischen Krone, in: Václav Bůžek (Hrsg.), Der Böhmische Ständeaufstand 1618-1620, Münster 2021, S. 269-286, sowie Georg Schmidt, Die Reiter der Apokalypse. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, München 2018, S. 157-195, sowie Ronald G. Asch, Vor dem großen Krieg. Europa im Zeitalter der spanischen Friedensordnung 1598-1618, Darmstadt 2020, S. 114-117, 280-282.

[4] Georg Schmidt, Die Anfänge der Fruchtbringenden Gesellschaft als politisch motivierte Sammlungsbewegung und höfische Akademie, in: Klaus Manger (Hrsg.), Die Fruchtbringer - eine teutschhertzige Gesellschaft, Heidelberg 2001, S. S. 5–37; Andreas Herz, Der edle Palmenbaum und die kritische Mühle. Die Fruchtbringende Gesellschaft als Netzwerk höfisch-adeliger Wissenskultur der frühen Neuzeit. In: Denkströme 2 (2009), http://www.denkstroeme.de/heft-2/s_152-191_herz; ders., Aufrichtigkeit, Vertrauen, Frieden. Eine historische Spurensuche um Umkreis der Fruchtbringenden Gesellschaft, in: Gabriele Ball u. a. (Hrsg.), Fruchtbringende Gesellschaft (1617-1680). Hundert Jahre nach der Reformation, Wiesbaden 2017, S. 111-142, und Andreas Herz und Alexander Zirr, Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg und die Fruchtbringende Gesellschaft, http://www.tagebuch-christian-ii-anhalt.de/index.php?article_id=32.

[5] Markus Meumann, Die schwedische Herrschaft in Mitteldeutschland während des Dreißigjährigen Krieges (1631-1635), in: Ders. u. a. (Hrsg.), Die besetzte res publica, Berlin 2006, S. 241-270, bes. S. 248-251.

[6] Das Tagebuch wird seit November 2013 im Rahmen eines DFG- Langzeitprojektes in einer Kooperation zwischen der HAB Wolfenbüttel und der Universität Freiburg digital ediert: Digitale Edition und Kommentierung der Tagebücher des Fürsten CHRISTIAN II. von Anhalt-Bernburg (1599–1656), http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm.

[7] Claire Gantet, Der Traum in der Frühen Neuzeit. Ansätze zu einer kulturellen Wissenschaftsgeschichte, Berlin 2010, S. 373-381; vergl. zu Träumen und Visionen während des Dreißigjährigen Krieges auch ebd. S. 253-267.

[8] Radislaw Kinsky von Wchinitz und Tettau (1582-1660). Sohn Johanns d. Ä. Kinsky von Wchinitz und Tettau; 1618-1620 Direktor und Landrat der böhmischen Stände; 1621 Ächtung und Verlust der Güter; seit 1621 Exil in Leiden.

[9] Zu den Gerüchten über eine Konversion siehe Tagebucheintrag für den 4./14. Juli 1634, fol. 70v, Unterhaltung mit dem Kardinal von Savoyen in Turin, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1634_07_sm/start.htm.

[10] Andreas Pietsch und Barbara Stollberg-Rilinger (Hrsg.), Konfessionelle Ambiguität. Uneindeutigkeit und Verstellung als religiöse Praxis in der Frühen Neuzeit (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 214), Gütersloh 2013; vergl. Hillard von Thiessen, Das Zeitalter der Ambiguität. Vom Umgang mit Werten und Normen in der Frühen Neuzeit, Köln 2021, S. 56-69. Eine neuere Arbeit, die stark auf dieser These von der konfessionellen Ambiguität aufbaut, diese aber durch Übersteigerung fast ad absurdum führt, ist: Matthias Bähr, Konfessionelle Mehrdimensionalität in der Frühen Neuzeit: Irland um 1600, Berlin 2023. Zum aktuellen Diskussionstand vergl. auch den Bericht über die einschlägige Tagung der Frankfurter Forschergruppe POLY (Polycentricity and Plurality of Premodern Christianities): Nikolas Funke, Tagungsbericht: Konfessionelle Codierungen. Ambiguität und Vereindeutigung im 16. Jahrhundert, In: H-Soz-Kult, 17.09.2022, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-129303>. 

[11] In der Textgestaltung folgen die Zitate der digitalen Edition mit folgenden Unterschieden: Groß- und Kleinschreibung sind normalisiert (durchgehende Kleinschreibung außer für Eigennamen und Titel), -u- und -v-, ebenso wie -i- und -j- sind normalisiert, die Verdoppelung von Konsonanten (wenn es sich um denselben Konsonanten handelt und es nicht ausspracherelevant ist) wurde beseitigt, und die Zeichensetzung vorsichtig modernisiert.

[12] Deutsch: „Die Waffen der Urkirche waren Tränen und Gebete“.

[13] Tagebuch, 9. Januar 1634, fol. 229v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1634_01_sm/start.htm

[14] Deutsch: „Das Evangelium hebt die weltlichen Verfassungen nicht auf. Verbrechen der Majestätsbeleidigung, Kaiser noch nicht abgesetzt von der Mehrheit der Kurfürsten. Schutzherr. Lehenseid bedenklich. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist [Matth. 22, 21].“ 

[15] Gemeint ist das Restitutionsedikt von 1629.

[16] Tagebuch, 15. September 1631, fol. 9v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1631_09_sm/start.htm

[17] Der Ausdruck bezog sich auf die Offenbarung des Johannes und bezeichnet dort das heidnische Rom. Protestanten meinten damit aber oft die Papstkirche respektive das Papsttum, so auch hier.

[18] Ludwig von Anhalt-Köthen (1579-1650), Sohn des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt (1536-1586) und Onkel Christians II. von Anhalt-Bernburg; 1600 Aufnahme in die Florentiner Accademia della Crusca ("L'Acceso"); seit 1606 regierender Fürst von Anhalt-Köthen; 1631-1635 schwedischer Statthalter des Erzstifts Magdeburg und des Hochstifts Halberstadt; 1617 Mitbegründer und bis zu seinem Tod erstes Oberhaupt der Fruchtbringenden Gesellschaft.

[19]Johann Casimir von Anhalt-Dessau (1596-1660), Sohn des Fürsten Johann Georg I. von Anhalt-Dessau (1567-1618) und Cousin Christians II. von Anhalt-Bernburg; 1618-1643 gemeinsam mit seinem Bruder Georg Aribert (1606-1643) regierender, danach alleinregierender Fürst von Anhalt-Dessau; seit 1617 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Johann Casimir war mit einer Tochter des Landgrafen Moritz von Hessen verheiratet.

[20] Tagebuch, 11. September 1631, fol. 78r/v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1631_09_sm/start.htm.

[21] Deutsch: „Alle göttlichen und menschlichen Rechte pervertieren.“

[22] Deutsch: „Selig sind die Friedfertigen. Friedliche Ratschlüsse wären die besten.“ Tagebuch, 21. Dezember 1632, fol. 185v-186r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1632_12_sm/start.htm.

[23] Tagebuch, 11. Dezember 1649, fol. 301r (Dieser Monat ist zum jetzigen Zeitpunkt [April 2024] noch nicht online verfügbar).

[24] Deutsch: „Träume von Sünden gegen den Heiligen Geist“.

[25] Tagebucheintrag für den 24. Februar 1637, fol. 367r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1634_02_sm/start.htm.

[26] Tagebuch, 6. Dezember 1649, fol. 290v. Deutsch: „Unsere Familie und Haus Anhalt soll keineswegs mehr irdische Güter erhalten, sondern niedrig bleiben, wie sie ist, [...] um den Himmel mehr zu lieben als die Erde“.

[27] Vergl. Bernd Warlich, ‘Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [Gall Burke, v. Burch, à Bourck, Bourg, von der Burg], William [Wilhelm] Graf’, in: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten, https://www.30jaehrigerkrieg.de/gall-gaill-gill-galles-gallas-de-burgo-a-bourck-bourg-william-wilhelm-graf/.

[28] Eintrag für den 19. Dez. 1636 (Regensburg), fol. 292r-293r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1636_12_sm/start.htm.

[29] Thomas Gall de Burgo, Sohn des irischen Adligen Walter Gall de Burgo; Offizier in kaiserlichen Diensten.

[30] Hermann Christian (von) Stammer (1603-1636). Sohn des Arndt (von) Stammer auf Ballenstedt; 1622/23 Kammerjunker des Prinzen Christian d. J. von Anhalt-Bernburg; später Kammerjunker und Stallmeister des Prinzen Ernst von Anhalt-Bernburg (1608-1632); seit 1635 Hof- und Stallmeister des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg.

[31] Tagebuch, 11. März 1636, fol. 78r-85r, hier fol. 84r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1636_03_sm/start.htm.

[32]  Tagebuch 13. Mai 1637, fol. 420r-422v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1637_05_sm/start.htm.

[33] Gemeint ist der Teufel.

[34] Joachim Plato (1590-1659). Sohn des Amberger Pfarrers und Kircheninspektors Matthias Plato (1545-1617); 1638-1642 Pfarrer in Ballenstedt; seit 1642 Superintendent und Pfarrer an der Marienkirche in Bernburg.

[35] Tagebuch 23. April 1648, fol. 419r-419v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1648_04_sm/start.htm.

[36] Ebd. 25. April 48, Handschrift, fol. 424v-425r.

[37] Siehe dazu Andreas Herz, Traum und Traumdiskurs in den Tagebüchern Fürst Christians II., http://www.tagebuch-christian-ii-anhalt.de/index.php?article_id=41.

[38] Über seine Pläne, in Frankreich zu intervenieren, und die Haltung seines Vaters dazu schreibt Christian II. 1629: „Das ist zwar nicht ohne, das ich vorm jahr, meinem Herren Vatter diese sache vertrawet, waß ich zu Wien undt Brüßel vorgehabt hette. Dieweil aber Ihre Gnaden die sache improbirt, sonderlich dieweil ich sie nicht eher derselben gesagt, undt geloso auf mich worden, das ich eben der jehnige wehre, der einen General agiren wollte, mich auch immerfort basso gehalten, undt mir alle media abgeschnitten, auß diesem langweiligem ort, weg zukommen, so bin ich abgeschreckt worden, etwas weiter in der sache zu gedencken.“  Schreiben Christians an den Oberst Johann David Pecker, Tagebuch 9. Januar 1629, fol. 202r-209r, hier fol. 208v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1629_01_sm/start.htm.

[39] Christian I. von Anhalt.

[40] Burkhard von Erlach (1566-1640). Sohn des Burkhard von Erlach (gest. 1566); seit 1580 Erziehung am Dessauer Hof gemeinsam mit Prinz Christian d. Ä. von Anhalt (1568-1630), den er anschließend auf seiner Kavalierstour durch Italien, Frankreich, England und Holland begleitete; anhaltisch-bernburgischer Stallmeister, Hofmeister (ca. 1622/23) und Hofmarschall (seit 1624); ab 1622 Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft ("Der Gesunde").

[41] Tagebuch, 7. März 1638, fol. 565r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1638_03_sm/start.htm.

[42] Die Passage ist im Original in Französisch gehalten.

[43] Tagebuch, 9/19. Februar 1646, fol. 134r-137v (Dieser Monat ist noch nicht online zugänglich).

[44] Tagebuch, 18. Februar 1634, fol. 279r/v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1634_02_sm/start.htm.

[45] Mit „contract“ ist hier ein Krampf gemeint.

[46] Tagebuch, 5. Juli 1649, fol. 142v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1649_07_sm/start.htm.

[47] Tagebuch 14. Okt, 1647, fol. 225v (Der Monat ist noch nicht online).

[48] Tagebuch, 21. April 1631, fol. 318r, „Elle m'eust fort aymè & louè ma force & vertu et cetera.” [„Sie hat mich stark geliebt und meine Kraft und Mannhaftigkeit gelobt et cetera.“]. https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1631_04_sm/start.htm.

[49] Tagebuch, 30. Dezember 1635, fol. 26r, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1635_12_sm/start.htm.

[50] Deutsch: „O glücklicher Fürst, den die Engel beschützen.“

[51] Tagebuch, 30. Mai /9. Juni 1635, fol. 281v-283r, dazu ein eingelegtes Blatt von anderer Hand mit der Aufschrift: „ad Literam F. 1 numero 70 (Registratur 1), Fürst Christiani II. gehabten Traum zu Wien betreffend 1635“, fol. 3r- 5v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1635_05_sm/start.htm.

[52] William A. Reddy, Against Constructionism: The Historical Ethnography of Emotions, in: Current Anthropology 38, 3 (1997), S. 327-351.

[53] Tagebuch 4. April 1649, fol. 47r. Die Eintragungen für die Tage ab dem 4. April werden dominiert durch die Trauer um den verstorbenen Sohn, und durch Vorwürfe, die der Fürst sich macht. Etwa: „Mich reẅet es, das ich dem lieben Sohne, nicht mehr assistentz geleistet, sonderlich heüte, undt gestern, da michs doch diese Nacht, so sehr geahnet, undt ich nicht davor schlafen können, aber immer beßer gehofft.“ (fol. 45v), https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1649_04_sm/start.htm.

[54] Tagebuch, 20. Juni 1646, fol. 98v-99v und 23. Juni, fol. 102v-107r (Der Monat ist noch nicht online verfügbar).

[55] Tagebuch, 23. Sept. 1648, fol. 600v, https://diglib.hab.de/edoc/ed000228/id/edoc_ed000228_fg_1648_09_sm/start.htm.

[56] Deutsch: „… die innerliche magische Tugend, und natürliche magnetische Anziehungskraft…“.

[57] Tagebuch, 23. Sept. 1648, fol. 604v-605r.


Empfohlene Zitierweise: Ronald G. Asch: Die Aufzeichnungen und Träume eines Verlierers: Christian II. von Anhalt und seine Diarien. In: dreißigjähriger krieg online / thirty years' war online, hg. von Markus Meumann. Online-Ressource, URL: https://thirty-years-war-online.projekte.thulb.uni-jena.de/quellen/tagebuecher [Datum des Aufrufs in eckigen Klammern])